Die Spielgruppe ist wie eine Zauberkiste: man weiss zu Beginn des Schuljahres nicht so genau, was sie beinhaltet, tausend Dinge können daraus entstehen, welche mich zum Staunen, zum Lachen, zum Mitfiebern oder Nachdenken bringen. In loser Folge lade ich Euch zu verschiedenen Vorstellungen ein.

Der Zauberstab liegt nicht in meiner Hand. Die Kinder sind es, die mit ihrer Art die Welt zu sehen, die Dinge zu erleben und die Spielgruppenleiterin mitwirken zu lassen, aus der Spielgruppe ein Erlebnis machen.

Hereinspaziert...

Samstag, 22. August 2015

Vom Loslassen.... und Davonfliegen!



Uhu Ibu und wir sind gut ins neue Spielgruppenjahr gestartet! 

Zwei Kindergruppen haben diese Woche mit meiner Handpuppe Bekanntschaft gemacht und Ibu hat uns geholfen, den ersten Kontakt zu vereinfachen und das Eis ein bisschen zu brechen.

Aber natürlich liegt noch ein weiter Weg vor uns, bis meine kleinen Eulen das Nest von zu Hause mit Vertrauen verlassen und sich wagen, erste Flugversuche zu machen. Der Ast, auf dem sie sich bewegen, ist für die einen Kinder dünn und zerbrechlich, andere können ihn mit Zuversicht und Vertrauen betreten. Andere wiederum, hüpfen gleich direkt aus dem Nest und sind im Nu flügge. Jede Eule hat also ihren Rythmus und genau diese Herausforderung stellt sich uns als Spielgruppenleiterin jedes Jahr wieder von Neuem. Obwohl ich es ein überaus spannendes Feld und alljährlich eine interessante Phase finde, ist auch mir immer wieder etwas mulmig, ob ich die richtig Begleitung, mein Verständnis und meine Hilfe im richtigen Mass anbieten kann.


Ich wurde dieses Jahr gefragt, ob ich Tipps und Tricks für den Einstieg ins Spielgruppenjahr habe, beziehungsweise wie sich die Ablösungsphase in meiner Gruppe gestaltet. Gerne teile ich meine Erfahrungen hier. Allerdings ist auch klar, dass jede Spielgruppenleiterin ihr eigenes Rezept mit den Jahren entwickelt. Und der Erfolg liegt vermutlich in dieser Tatsache: wenn man sich mit der eigenen Methode wohl fühlt und Zuversicht ausstrahlt, so überträgt sich das auf die Kleinen und deren Eltern und die Ablösung kann so für alle auf gute Weise verlaufen.


Ich hatte über die letzten Jahre oft Kinder, die Mühe damit haben, alleine zu bleiben. Die Kleinen tun mir immer sehr leid, wenn sie noch nicht dazu bereit sind. Ich gebe uns allen jeweils viel Zeit bis zu den Herbstferien. Sollte ich aber dann merken, dass ein Kind wirklich noch nicht bereit ist, loszulassen, spreche ich das mit den Eltern an. Denn ich finde, es bringt nichts, etwas um jeden Preis zu erzwingen. 

Gerade bei fremdsprachigen Kindern und Eltern, ist die Situation noch schwieriger und die klare Kommunikation zu diesem Thema unerlässlich. Die unten beschriebene Methode für die Ablösung hat sich für mich auch mit Eltern bewährt, deren Sprache ich nicht spreche und die kein oder kaum Deutsch können.

Sobald ich merke, dass ein Kind Mühe hat mit dem alleine bleiben, spreche ich mit der Mutter ab, dass sie sich unbedingt klar und deutlich verabschieden soll. Mütter, die einfach "verschwinden", sind für die Kinder nicht einzuordnen und nicht hilfreich beim Ablösungsprozess. Wenn die Mutter weg ist, soll sie fürs Erste nur 15 Minuten weg bleiben, und dann das Kind wieder abholen. Ist sie zurück beim Kind, schicke ich beide nach Hause, auch wenn die Spielgruppenzeit noch nicht um ist. Damit stosse ich manchmal bei gewissen Müttern auf etwas Skepsis und Unverständnis. Ich erkläre dann jeweils, dass es ja unser aller Ziel ist, dass sich das Kind ohne Mami bei mir in der Spielgruppe wohl fühlt. Wenn es immer mit der Mama zum Spielen da bleibt, ist der Prozess länger und nicht unbedingt einfacher.  Von Mal zu Mal verlängere ich die Abwesenheitszeit der Mutter um weitere 15 min und dies auch nur, wenn ich feststelle, dass sich das Kind nach und nach wohl fühlt oder zumindest meinen Trost zulässt. Dieses Vorgehen setzen  wir ein, bis die Mama sieht, dass das Kind nicht mehr weint beim Abholen und auch das Kind die Gewissheit gewinnt, dass die Mama immer wieder kommt. 

Wenn sich, wie es in meiner Gruppe zur Zeit der Fall ist, gleich mehrere Kinder nur ungerne von der Mutter trennen, muss natürlich auch darauf Rücksicht genommen werden. Ich kann nicht 6 traurigen Kindern meine volle Aufmerksamkeit schenken, auch mit meiner überaus kompetenten und engagierten Assistentin. Wir haben den Abschied also in Etappen gemacht, immer nur 2 Mütter aufs Mal verabschiedet. Und erst wenn wir den Eindruck hatten, dass die beiden Kinder die ersten Minuten gut meistern, haben wir uns dem nächsten Abschied gewidmet. Bisher konnte ich wirklich alle Kinder mit dieser Methode innert einiger Wochen eingewöhnen. 

Uhu Ibu übernimmt in meiner Interaktion mit den Kindern eine sehr wichtige Rolle und vieles lässt sich mit der Eule ausdrücken, was vielleicht sonst noch nicht möglich wäre. Ibu ist nämlich selber zum ersten Mal in der Spielgruppe, schaut sich alles an, ist etwas scheu oder gar ängstlich, lässt sich aber von den Kindern, die mögen und mutig genug sind, streicheln. Sie ist am Anfang immer  im Kreis mit uns, bis sie sich von selbst verabschiedet, weil wir mit neuen Spielen, Liedern oder sonstigen Geschichten abgelenkt sind. Auch hier sind es die Kinder, die uns zeigen, wann und wie lange eine solche Figur im Kreis benötigt wird und willkommen ist.

Ich biete in den ersten Wochen zum Basteln meist nur Knete oder Ton an. Da sind so viele andere Erfahrungen und Entdeckungen zu machen, dass man kein aufwändiges Bastelprogramm bieten muss.

Zum Schluss singen wir einen Abschied im Kreis, was ein Fixpunkt für alle sein soll – so wissen die  Kleinen sehr schnell, dass es nach dem Singen zurück zu Mama geht.

Ich wünsche allen, die sich ebenfalls in dieser ersten Flugversuch-Phase befinden sehr viel erlebnisreiche und schöne Stunden und danach viele mutige und freudige kleine Eulen!

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